Gehirnmanagement: Wie kann man seinen Geist möglichst optimal fordern und fördern?

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Gehirntraining als neuer Trend verbreitet. in diesem zusammenhang werden unterschiedliche Methoden empfohlen wie Sudoku und Kreuzworträtsel, Denksport oder Online-Spiele. All das soll unser Gehirn „trainieren“ und wären sogar geeignet, das Fortschreiten von Alsheiner oder einer Demenz zu stoppen. Was von solchen Empfehlungen und Versprechen zu halten ist, erfährst Du jetzt. Ich möchte an dieser Stelle auch Herrn Dr. med. Lukas Schubert, Facharzt für Nervenheilkunde, für seine Mitwirkung danken.


Beim Training unserer grauen Zellen, auch Gehirnjogging genannt, sollen mittels unterschiedlicher geistiger Übungen kognitiven Fähigkeiten geweckt und verbessert werden. Das ganze fußt auf der neurowissenschaftlichen Erkenntnis, dass unser zentrales Denkorgan ein Leben lang neuroplastisch ist, also seine Leistung verbessert und seine Fähigkeiten vergrößert werden können. Das Wort „Training“ legt aber nahe, dass man sein Oberstübchen trainieren könne wie einen Muskel, d. h. in gezielt kräftigen um die Gehirnleistung zu optimierenn. Mehrheitlich bei erwachsenen Menschen und SeniorInnen soll Gehirnjogging hilfreich sein. Da das Gehirn mit zunehmendem Alter schlechter durchblutet wird und an Volumen verliert* könne beispielsweise mit Denksport der Vergesslichkeit abgeholfen werden und die abnehmenden kognitiven Fähigkeiten kompensieren.

Fakt ist, dass es gerade älteren Menschen immer schwerer fällt, sich Informationen oder Namen sowie Zahlen / Daten / Fakten zu merken. Neben Gehirnjogging sollen Matheaufgaben, Merkspiele oder Bilderrätsel helfen, dies zu verhindern. Teilweise wird sogar mit einem sog. „wissenschaftlich nachgewiesenen“ Effekt geworben, wobei festzuhalten ist, dass dies so tatsächlich nicht erwiesen ist. US-amerikanische Studien belegten vielmehr, dass die ProbantInnen nach mehreren Wiederholungen einer Sache kognitiv kaum besser wurden, dass aber ein Mix unterschiedlicher Geistesübungen durchaus eine Verbesserung von allgemeinen kognitiven Leistungen ergab. Daher basiert mein Konzept des GehirnManagements auf diesem Ansatz und geht deshalb weiter als herkömmliches Gehirntraining. Gleichwohl können natürlich solche Übungen nützlich sein.

Die 2011 verstorbene „Grande Dame“ des gehirn-gerechten Lehrens und Lernens, Vera F. Birkenbihl, betonte ein ums andere Mal, dass Lernen dann am effizientesten ist, wenn es Spaß macht. Seine grauen Zellen zwangsweise (etwa durch das ein-PAUKEN von Wissen) zu „füttern“ ist einerseits mühsam und bringt andererseits wenig Effekt. Die gute Nachricht: es gibt eine Fülle von gehrin-genialen Methoden, die auf intelligente Weise Spaß machen und zugleich wissenschaftlich fundiert sind. Es ist wie im echten Leben: Einem Hobby, das einen Menschen geistig fordert, ihm aber gleichwohl Freude machen, wird er eher frönen, als Dingen, die ihm zuvor schon Unbehagen bereitet haben, z. B. Wandern oder das Spielen eines Instruments.

Zusammenfassen kann man sagen: Herkömmliche Gehirntraining-Übungen machen vielleicht Freude, werden aber aller Wahrscheinlichkeit nach die Gehirnleistung nicht in dem Maße steigern, wie es dem Wunsch nach Steigerung kognitiver Fähigkeiten angemessen wäre. Erst das GehirnManagement mit einem Mix verschiedener Programme, die den Geist gehirn-genial auf gleich mehreren Ebenen regelmäßig fordern und trotzdem Spaß machen, können unser Gehirn möglichst optimal fördern. Am effizentesten, wenn man / frau ganz allgemein auch auf die körperliche Gesundheit achten. So kann man auch noch im hohen Alter geistig topfit werden und bleiben.

In diesem Sinne Ihr Rainer W. Sauer


* = Mit zunehmendem Alter schrumpfen Teile des menschlichen Gehirns auf natürliche Weise, wodurch Neuronen und damit Leistungskapazitäten verloren gehen. Dies beginnt im Durchschnitt ab einem Alter von 60 bis 70 Jahren im Frontallappen und dem Hippocampus; beide sind für die Steuerung der kognitiven Prozesse und des Gedächtnisses verantwortlich. Das zentrale Denkorgan in unserem Kopf ist zugleich das Organ des Körpers mit dem höchsten Fettgehalt (= etwa 60 Prozent). Eine kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr in unser Gehirn ist wichtig zur Ausführung von Aufgaben, die Aufmerksamkeit, den Zugriff auf Wissen und motorische Fähigkeiten erfordern. Zwar transportieren die Arterien bei jedem Pumpstoß des Herzens 20 bis 25 Prozent des Blutes zum Gehirn, jedoch kann dies ein Schrumpfen im Laufe der Jahre, nicht verhindern.

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