Eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat aufgedeckt, wie viele Menschen weltweit von den verschiedensten neurologischen Erkrankungen betroffen sind. Um die Anzahl der Menschen mit neurologischen Krankheiten zu bestimmen, haben die Berliner Forscher die Ergebnisse mehrerer Studien zusammengefasst. Hierbei bezogen sie sämtliche Studien ein, die sich mit spezifischen Untergruppen der Krankheiten beschäftigten, sich auf bestimmte Regionen konzentrierten oder Daten der Global Burden of Disease, Injuries and Risk Factors Study (GBD) verwendeten.
Insgesamt wurden 371 Krankheiten aus 204 Ländern bzw. Regionen im Zeitraum von 1990 bis 2021 analysiert. Dabei wurde der Schweregrad der Krankheiten berücksichtigt, ebenso wie Fälle, die zum Tod führten. Das erstaunliche Ergebnis: 2021 waren etwa 43 Prozent der gesamten Weltbevölkerung von rund 8 Mrd. Menschen von Erkrankungen des Nervensystems betroffen. Dies bedeutet einen Anstieg um 18 Prozent seit 1990. Gleichzeitig sank die Zahl der Todesfälle aufgrund dieser Erkrankungen jedoch um 33 Prozent. Trotz des Rückgangs der Sterberate seien die Todesfälle immer noch bemerkenswert hoch, wie es hieß.
Von den insgesamt 37 untersuchten neurologischen Erkrankungen oder Folgen ergaben sich besonders auffällige, die insbesondere im höheren Alter häufig auftraten und zwar sozusagen als „Top10“: 1.) Schlaganfall /// 2.) Neonatale Enzephalopathie /// 3.) Migräne /// 4.) Alzheimer und andere Demenzerkrankungen /// 5.) Diabetische Neuropathie /// 6.) Meningitis /// 7.) Epilepsie /// 8.) Neurologische Komplikationen aufgrund von Frühgeburten /// 9.) Autismus-Spektrum-Störungen /// 10.) Krebs, der das Nervensystem befällt.
Die durch Diabetes verursachte Nervenschädigung hat laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie einen starken Anstieg erfahren und belegt nun den fünften Platz unter den verbreitetsten neurologischen Erkrankungen weltweit. Weiterhin stellten die Wissenschaftler fest, dass etwa 80 Prozent der Todesfälle aufgrund von Erkrankungen des Nervensystems in Ländern mit niedrigem Einkommen auftreten.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Dringlichkeit, neurologische Erkrankungen durch präventive Maßnahmen anzugehen. Trotz der erschreckend hohen Zahlen sollten diese kritisch betrachtet werden, so Dr. Jaimie Steinmetz, Hauptautorin der Studie, denn viele der Werte würden auf Internetumfragen und Selbstauskünften basieren, was den Wahrheitsgehalt der Angaben verfälschen könnte. Zudem wurden neurologische Folgen anderer Erkrankungen einbezogen, was insbesondere in den Jahren der Coronapandemie zu einer deutlichen Erhöhung der Zahlen geführt haben könnte, hieß es.