Schon lange wird geforscht, welchen Einfluss unser Verdauungssystem – genauer die Mikrobiomen, also unsere Darmbakterien – auf das Gehirn haben bzw. ob es umgekehrt Zusammenhänge gibt: beeinflusst vielleicht die Gehirngesundheit den Darm? Bislang konnten Studien zeigen, dass es offenbar eine Verbindung zwischen Störungen des Magen-Darm-Trakts und Alzheimer-Erkrankungen zu geben scheint, jetzt fügen Wissenschaftler:innen der Cleveland Clinic in Ohio/USA einen weiteren Teil des Puzzles hinzu, wie diese Studie belegt.
Ihren Ergebnissen zufolge, die vor Kurzem auf der Amsterdamer „Alzheimer’s Association International Conference“ vorgestellt wurden, gibt es durchaus bemerkenswerte Zusammenhänge zwischen Darm-Verstopfungen und kognitivem Verfall. Für ihre Untersuchung zogen die Forschenden Daten aus drei laufenden Langzeitstudien heran: aus der „Nurses’ Health Study“, der „Nurses’ Health Study II“ und der „Health Professionals Follow-Up Study“. Alle drei hatten Risikofaktoren für verbreitete chronische Krankheiten zum Thema. Während die ersten beiden Erhebungen Frauen in den Fokus stellten, standen Männer im Mittelpunkt der dritten. Die Neurowissenschaftler aus Cleveland interessierten sich hauptsächlich für Daten zur Häufigkeit des Stuhlgangs der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Außerdem analysierten sie u. a. Informationen zu selbst eingeschätzten kognitiven Funktionen; insgesamt wertete man Informationen von mehr als 110.000 Frauen und Männern aus.
Man habe herausgefunden, dass seltenerer Stuhlgang mit schlechterer kognitiver Funktion assoziiert war, so Professorin Chaoran Ma gegenüber dem Wissenschafts-Portal „NeurologyLive„. Ma: „Im Vergleich zu den Teilnehmern, die einmal täglich Stuhlgang hatten, hatten die Teilnehmer mit Verstopfung eine signifikant schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit, was einer um drei Jahre längeren kognitiven Alterung entspricht.“ Einen latenten Zusammenhang zwischen Stuhlgang und Leistungsfähigkeit des Gehirns in Form eines erhöhten Risikos für kognitiven Verfall, fanden die Forschenden auch bei Personen, die häufiger Stuhlgang (= mehr als zweimal täglich) hatten.